Rezension „Das Geheimnis hinter dem Regenbogen“
Rezension zu „Das Geheimnis hinter dem Regenbogen“ von
Yannick-Maria Reimers
von Jenny Jasberg
Was genau ist Vielfalt und wozu ist sie gut? Dieser Frage spürt dieses zauberhafte Buch nach.
Nun, Vielfalt ist zunächst mal das Ergebnis von Evolution und die Natur hat in Millionen von Jahren die wunderbarsten und unglaublichsten Geschöpfe von verschiedenster Gestalt und verschiedenster Farbe hervorgebracht. Wie wir uns an Schmetterlingen, Blumen, Wildkatzen oder Walen erfreuen sollte ebenso gelten beim Treffen auf unsere Mitmenschen. Vielfalt macht uns alle erst einzigartig und wir Menschen haben es geschafft uns zivilisatorisch dahin zu entwickeln, dass wir Vielfalt nicht nur akzeptieren, sondern schützen wollen. In unserer Demokratie haben sich Gleichstellungs- wie Antidiskriminierungsgesetze neben den Minderheitenrechten einen sicheren Platz erstritten. Genau darum geht es, wenn wir unsere Demokratie verteidigen: wir erhalten damit einen Raum, in dem das Wesen Aller gleichberechtigt Teil unseres Miteinanders sein darf. Sich dieser Erkenntnis zu erfreuen hilft „Das Geheimnis hinter dem Regenbogen“.
Yannick-Maria Reimers hat mit dem „Geheimnis hinter dem Regenbogen“ ein spannendes Kinderbuch vorgelegt, das den hohen Wert von Vielfalt hervorhebt. Hier wurde mit Maxie ein Wesen geschaffen, das keine geschlechtliche Zuweisung benötigt um als liebendes, liebenswerte und nach Anerkennung strebendes Wesen leben möchte. Der Regenbogen, der für uns alle ein mystischer Moment von Schönheit und Vollkommenheit symbolisiert, wird als ideell entlarvt, wenn sich dahinter die Zuordnung zu speziellen Merkmalen wieder als beschränkend für das eigene Sein erweist. Wer bunt sein will, widerspräche der Norm und muss damit rechnen sich der Kritik anderer ausgesetzt zu sehen. Maxie bemüht sich dem Rechnung zu tragen und den Rollenerwartungen gerecht zu werden durch das monotone Einfärben. Und weil Maxie sich damit nie ganz wohl fühlt, bedarf es einer zum Teil schmerzvollen Zurückweisung bis zur Erkenntnis, dass das eigene Sein völlig ausreichend ist um zu strahlen.
Die Geschichte von Maxie ist nicht nur bunt, sondern dürfte vielen jungen Menschen auf dem Weg ins Erwachsensein und im Austarieren der Erwartungshaltungen, die an das Selbst gestellt werden, eine wichtige Lehre sein, Vielfalt als Wert anzuerkennen und sich nicht überfordert zu fühlen, sollten sie sich mal nicht passend empfinden.
Yannick-Maria Reimers ist es gelungen mit wunderschönen Bildern und einer sehr empathischen Geschichte die Probleme junger Menschen in unserer Gesellschaft zu adressieren.
Junge Menschen werden häufig mit Erwartungen insbesondere an ihrer geschlechtliche Identität überschüttert. Mädchen, die sich hübsch machen, ernten mehr Aufmerksamkeit als jene, die sich für Bücher interessieren und Jungs, die sich für ihre Schönheit interessieren, werden weniger ernst genommen als wenn sie sich als Sportler hervortun. Das schränkt ein – nicht nur die Kinder, sondern die ganze Gesellschaft. Wer möchte, dass Männer sich von ihrer beruflichen Zukunft nicht von Erziehungsarbeit abbringen lassen, darf Jungs nicht niedermachen, wenn sie weinen. Und wer Liebe nicht diskriminieren will, setzt keine geschlechtsbezogenen Grenzen.
Wer die Akzeptanz von Vielfalt als Grundpfeiler unserer Gesellschaft feiert, ist angehalten dieses Buch als Lektüre zu empfehlen.
Das Bilderbuch macht Mut sich von Rollenerwartungen zu distanzieren und stärkt somit auch den demokratischen Geist unserer Gesellschaft. Eine fulminante Fantasiereise, die gespickt ist von wichtigen Randnotizen. Es kann verstanden werden als Anleitung zum Umgang mit vielfältigen Problemlagen insbesondere für jene, die sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung unter Druck gesetzt fühlen. Farben spielen im Alltag eine große Rolle und so mit ist die Symbolik nicht zu unterschätzen, wenn sich Maxie einfarbig bemalt und bemüht damit Gefallen zu finden.
Yannick-Maria Reimers bietet neben einer farbenfrohen und leicht verständlichen Geschichte auch ein Begleit- wie Hörbuch an, das vor allem jungen Menschen bei ihren Identitätsfindungen helfen kann. Nicht nur als Autor wirbt Yannick-Maria Reimers für die Ermutigung junger Menschen, sondern auch konkret bei Projekten mit Schüler*innen und Lehrer*innen. Deshalb ist dieses Werk als didaktische Hilfe äußerst empfehlenswert.
Das zauberhaft illustrierte Buch ist sowohl für den schulischen als privaten Gebrauch mit Kindern ab dem Grundschulalter empfehlenswert und sei jeder/jedem ans Herz gelegt, die/der für eine vielfältige Gesellschaft werben und Mut spenden möchte.
Ich bin sehr froh, dass ich selber mit einem Beitrag zu dem Hörbuch an diesem aufregenden Projekt mitwirken konnte.
Yannick Maria Reimers hat uns erneut mit einer phantasie- wie liebevollen Darstellung der eigenen kraftvollen Gedankenwelt überrascht. Möge dem noch viel mehr folgen!
Das Hörbuch ist hier für nur 20€ zu erwerben, das Bilderbuch hier (ISBN 978-3-86569-325-9).